Bacabal, der 11.09.2012
Boa Tarde,
(das ist
Portugiesisch und bedeutet Guten Tag)
Jetzt sind schon fast
3 Wochen vergangen, seitdem ich das erste Mal berichtet habe.
Mittlerweile ist
mein Alltag durch einen mehr oder weniger gleichen Ablauf bestimmt.
Ich stehe jeden
Morgen um 7 Uhr auf, um so um 8 Uhr in der Schule zu sein.
Dort beginne ich dann mit meinem nun
täglichem Portugiesischunterricht bei meiner Lehrerin Assunção.
Sie war noch
bis Anfang dieses Jahres die Koordinatorin der Schule, bevor ihre Tochter
Isabel ihre Stelle übernommen hat.
Diese sind auch
die zwei Personen von der Schule, mit denen ich momentan am meisten (nach Frei
Wagner) zu tun habe.
Nachdem ich
Unterricht hatte, werden mir Aufgaben zugeteilt, für die anderen Mitarbeiter
keine Zeit haben. So durfte ich zum Beispiel neue Bücher mit dem Schulstempel
versehen oder in der Woche der Klassenarbeiten ( vom 27. bis 31.08) Kopien von
den Klassenarbeiten von jeder Klasse in jedem Fach anfertigen.
So gibt es doch
jeden Tag für mich etwas zu tun und ich sitze nicht tatenlos hier rum.
Denn
nämlich um noch stärker in die Arbeit mit den Kindern integriert zu werden, ist
mein Portugiesisch noch zu schlecht.
Diese Arbeiten
mache ich dann über den Rest Schultages.
Nun möchte ich
noch von diesem und jenem erzählen, was noch so in der letzten Zeit geschehen
ist.
Am Wochenende nach
meinem ersten Eintrag war hier in Bacabal Kirmes. Natürlich habe ich diese mit
meiner Gastfamilie besucht. Die Attraktionen hier sind eigentlich die gleichen.
Zum Beispiel gibt es Autoscooter, Schiffsschaukel, Schießbuden und andere
Dinge.
Was ich aber doch
gemerkt habe, ist die Qualität der jeweiligen Angebote nicht so gut, wie man es
in Deutschland gewohnt ist. Das macht aber nichts, denn man kann mit diesen
Attraktionen viel Spaß haben. Und den hatten wir.
Am 22. August war
in Brasilien Tag der Folklore. Zu diesem Anlass haben die Kinder einiger
Klassen sich mit der Legende des ,,Saci“ befasst.
In der
brasilianischen Mythologie handelt es sich dabei um koboldähnliches Wesen mit
schwarzer Hautfarbe und nur einem Bein. Ständig
raucht er eine Pfeife und trägt eine rote Zaubermütze, durch die er jederzeit
in Form eines Staubwirbels auftauchen kann. Und so schnell wie er da war,
verschwindet er auch wieder.
Dem ,,Saci“ wird
nachgesagt, dass er den Menschen gerne Streiche spielt. Wenn es aber jemanden
Leid wird, dauernd sich die Scherze des Saci gefallen lassen zu müssen, kann
man diesem Treiben ein Ende bereiten. Dies macht man, indem man den ,,Saci“ mit
einer Flasche fängt und gleichzeitig ihm seine Zaubermütze wegnimmt. Wenn man
ihn danach frei lässt, lässt der ,,Saci“ den Fänger in Ruhe und dem Fänger wird
einen Wunsch erfüllt im Gegentausch für die rote Mütze.
Passend zu diesem
Thema haben sich die Kinder zum Beispiel eine Pfeife gebastelt, die der Saci
auch besitzt.
An einem Abend war
ich mit meinem Gastvater Senhor Jeremias und meiner Gastmutter Marilhene auf
einer politischen Kundgebung eines Kandidaten für die Wahl des Präfekten
(vergleichbar mit einem Bürgermeister). Leider konnte ich nicht allzu viel vom
Programm des Kandidaten verstehen. Jedoch habe ich bemerkt, dass viel Musik
genutzt wird, um Sympathie aufzubauen und die Werbung ansprechender zu machen.
Generell begegnet mir Musik häufiger,
als ich es in Deutschland gewohnt bin.
Passend zum
diesjährigem 400. Geburtstag der Stadt São Luis, der Hauptstadt Maranhão`s, war
eine Theatergruppe in der Schule. Sie trug eine Geschichte basierend auf einer Legende
vor, die besagt, dass unter der Insel von São Luis eine riesige Schlange seit
ewigen Zeiten schläft. Wenn jedoch diese Schlange durch große Unruhe und
Unfrieden auf der Insel aufgeweckt wird,
ist sie so erbost, dass sie die gesamte Insel, auf der São Luis liegt,
zerstört.
In dem
Theaterstück ging es um 2 sprechende Mäuse, die mit Hilfe dieser riesigen
Schlange einen gefährlichen Piraten von ihrer Heimatinsel verjagen.
Der gefährliche Pirat und im Hintergrund die zwei verängstigsten Mäuse |
Für Oktober wird
momentan in der Schule für die Kinder ein kleines Olympia geplant. Da hatte ich
die Idee, dass man bei diesem Vorhaben Brennball als eine Disziplin spielen
lassen könnte. So verfolge ich den letzten Tagen den Auftrag, mit sprachlicher
Unterstützung Isabels den Kindern Brennball beizubringen, was glücklicherweise
mit Erfolg belohnt wurde. Denn den Kindern gefällt dieses Spiel sehr gut.
Letzte Woche
Freitag war in Brasilien Unabhängigkeitstag. Wie in Deutschland ist dieser Nationaltag
ein freier Tag. So kommen am Feiertag
nicht in die Schule. Um jedoch wie alle höheren Schulen, die das am
tatsächlichen Feiertag machen, diesen Tag zu würdigen, wurde von der Schule ein
kleiner Umzug durch das Viertel am Tag
vorher veranstaltet.
Zuerst wurde vor
dem Schuleingang die Nationalhymne gesungen. Darauf ging der Umzug los und die
Kinder marschierten zu der Musik der eigenen Schulkapelle durch die Straßen.
Bei diesem Umzug trugen sie die Fahnen Brasiliens, Maranhãos, der Pfarrgemeinde
und der Schule zur Schau.
Die Kinder singen die Nationalhymne:
Die Schulkapelle |
Die marschierenden Kinder mit dem Fahne von Maranhão |
Letztes Wochenende
hat das Pfarrfest der franziskanischen Gemeinde hier begonnen und wird bis
nächsten Sonntag andauern. So war ich also dann am Sonntagabend auf dem
Pfarrfest, um mir ein Bild davon zu machen.
Wie sonst gab es eine Messe, nach
der alle auf das Kirchengelände gegangen
sind und sich dann dort etwas zu essen
gekauft haben. Gleichzeitig konnte man bei einer Auktion verschiedene Präsente
ersteigern. Diese Auktion wechselte sich mit einer Band, die brasilianische
Lieder zum Besten gab.
Bei dieser
Gelegenheit ist mir etwas eigentlich Ungewöhnliches zugestoßen. Ich habe drei
deutsche junge Menschen getroffen. Dabei handelte es sich um Lukas mit seiner
Frau und seinem Cousin, die hier in Brasilien Urlaub machen. Lukas war, wie ich
jetzt, von 2008-2009 ebenfalls Freiwilliger in Brasilien. Aber hat er bei einem
Projekt hier in der Nähe gearbeitet ( der Ort heißt Lago da Pedra) und nicht
hier in Bacabal.
Für mich war heute
vorläufig der letzte Tag hier in Bacabal. Denn morgen werde ich mit Frei Wagner und Assunção nach
Caracol in den Süden vom Nachbarbundesland Piaui fahren. Frei Wagner hat mich
eingeladen, der dort zu einem Treffen hinfährt, mitzukommen, um so mehr von
Brasilien kennenzulernen.
Ich bin mal
gespannt, wie es wird.
Bis dann,
Liebe Grüße,
Euer Fred
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