Mittwoch, 12. September 2012

2. Bericht


Bacabal, der 11.09.2012 

Boa Tarde,
(das ist Portugiesisch und bedeutet Guten Tag)

Jetzt sind schon fast 3 Wochen vergangen, seitdem ich das erste Mal berichtet habe. 

Mittlerweile ist mein Alltag durch einen mehr oder weniger gleichen Ablauf bestimmt.
Ich stehe jeden Morgen um 7 Uhr auf, um so um 8 Uhr in der Schule zu sein.  
Dort beginne ich dann mit meinem nun täglichem Portugiesischunterricht bei meiner Lehrerin Assunção. 
Sie war noch bis Anfang dieses Jahres die Koordinatorin der Schule, bevor ihre Tochter Isabel ihre Stelle übernommen hat.
Diese sind auch die zwei Personen von der Schule, mit denen ich momentan am meisten (nach Frei Wagner) zu tun habe.

Nachdem ich Unterricht hatte, werden mir Aufgaben zugeteilt, für die anderen Mitarbeiter keine Zeit haben. So durfte ich zum Beispiel neue Bücher mit dem Schulstempel versehen oder in der Woche der Klassenarbeiten ( vom 27. bis 31.08) Kopien von den Klassenarbeiten von jeder Klasse in jedem Fach anfertigen.
So gibt es doch jeden Tag für mich etwas zu tun und ich sitze nicht tatenlos hier rum. 

Denn nämlich um noch stärker in die Arbeit mit den Kindern integriert zu werden, ist mein Portugiesisch noch zu schlecht.

Diese Arbeiten mache ich dann über den Rest Schultages.

Nun möchte ich noch von diesem und jenem erzählen, was noch so in der letzten Zeit geschehen ist.

Am Wochenende nach meinem ersten Eintrag war hier in Bacabal Kirmes. Natürlich habe ich diese mit meiner Gastfamilie besucht. Die Attraktionen hier sind eigentlich die gleichen. Zum Beispiel gibt es Autoscooter, Schiffsschaukel, Schießbuden und andere Dinge.
Was ich aber doch gemerkt habe, ist die Qualität der jeweiligen Angebote nicht so gut, wie man es in Deutschland gewohnt ist. Das macht aber nichts, denn man kann mit diesen Attraktionen viel Spaß haben. Und den hatten wir.

Am 22. August war in Brasilien Tag der Folklore. Zu diesem Anlass haben die Kinder einiger Klassen sich mit der Legende des ,,Saci“ befasst.




In der brasilianischen Mythologie handelt es sich dabei um koboldähnliches Wesen mit schwarzer Hautfarbe und nur einem Bein.  Ständig raucht er eine Pfeife und trägt eine rote Zaubermütze, durch die er jederzeit in Form eines Staubwirbels auftauchen kann. Und so schnell wie er da war, verschwindet er auch wieder.
Dem ,,Saci“ wird nachgesagt, dass er den Menschen gerne Streiche spielt. Wenn es aber jemanden Leid wird, dauernd sich die Scherze des Saci gefallen lassen zu müssen, kann man diesem Treiben ein Ende bereiten. Dies macht man, indem man den ,,Saci“ mit einer Flasche fängt und gleichzeitig ihm seine Zaubermütze wegnimmt. Wenn man ihn danach frei lässt, lässt der ,,Saci“ den Fänger in Ruhe und dem Fänger wird einen Wunsch erfüllt im Gegentausch für die rote Mütze.

Passend zu diesem Thema haben sich die Kinder zum Beispiel eine Pfeife gebastelt, die der Saci auch besitzt.

An einem Abend war ich mit meinem Gastvater Senhor Jeremias und meiner Gastmutter Marilhene auf einer politischen Kundgebung eines Kandidaten für die Wahl des Präfekten (vergleichbar mit einem Bürgermeister). Leider konnte ich nicht allzu viel vom Programm des Kandidaten verstehen. Jedoch habe ich bemerkt, dass viel Musik genutzt wird, um Sympathie aufzubauen und die Werbung ansprechender zu machen. Generell begegnet mir  Musik häufiger, als ich es in Deutschland gewohnt bin.

Passend zum diesjährigem 400. Geburtstag der Stadt São Luis, der Hauptstadt Maranhão`s, war eine Theatergruppe in der Schule. Sie trug  eine Geschichte basierend auf einer Legende vor, die besagt, dass unter der Insel von São Luis eine riesige Schlange seit ewigen Zeiten schläft. Wenn jedoch diese Schlange durch große Unruhe und Unfrieden  auf der Insel aufgeweckt wird, ist sie so erbost, dass sie die gesamte Insel, auf der São Luis liegt, zerstört.
In dem Theaterstück ging es um 2 sprechende Mäuse, die mit Hilfe dieser riesigen Schlange einen gefährlichen Piraten von ihrer Heimatinsel verjagen.
Der gefährliche Pirat und im Hintergrund die zwei verängstigsten Mäuse


Für Oktober wird momentan in der Schule für die Kinder ein kleines Olympia geplant. Da hatte ich die Idee, dass man bei diesem Vorhaben Brennball als eine Disziplin spielen lassen könnte. So verfolge ich den letzten Tagen den Auftrag, mit sprachlicher Unterstützung Isabels den Kindern Brennball beizubringen, was glücklicherweise mit Erfolg belohnt wurde. Denn den Kindern gefällt dieses Spiel sehr gut.

Letzte Woche Freitag war in Brasilien Unabhängigkeitstag. Wie in Deutschland ist dieser Nationaltag ein  freier Tag. So kommen am Feiertag nicht in die Schule. Um jedoch wie alle höheren Schulen, die das am tatsächlichen Feiertag machen, diesen Tag zu würdigen, wurde von der Schule ein kleiner Umzug durch das Viertel  am Tag vorher veranstaltet.

Zuerst wurde vor dem Schuleingang die Nationalhymne gesungen. Darauf ging der Umzug los und die Kinder marschierten zu der Musik der eigenen Schulkapelle durch die Straßen. Bei diesem Umzug trugen sie die Fahnen Brasiliens, Maranhãos, der Pfarrgemeinde und der Schule zur Schau.


Die Kinder singen die Nationalhymne:



Die Schulkapelle
Die marschierenden Kinder mit dem Fahne von Maranhão


Letztes Wochenende hat das Pfarrfest der franziskanischen Gemeinde hier begonnen und wird bis nächsten Sonntag andauern. So war ich also dann am Sonntagabend auf dem Pfarrfest, um mir ein Bild davon zu machen.
Wie sonst gab es eine Messe, nach der alle  auf das Kirchengelände gegangen sind und  sich dann dort etwas zu essen gekauft haben. Gleichzeitig konnte man bei einer Auktion verschiedene Präsente ersteigern. Diese Auktion wechselte sich mit einer Band, die brasilianische Lieder zum Besten gab.

Bei dieser Gelegenheit ist mir etwas eigentlich Ungewöhnliches zugestoßen. Ich habe drei deutsche junge Menschen getroffen. Dabei handelte es sich um Lukas mit seiner Frau und seinem Cousin, die hier in Brasilien Urlaub machen. Lukas war, wie ich jetzt, von 2008-2009 ebenfalls Freiwilliger in Brasilien. Aber hat er bei einem Projekt hier in der Nähe gearbeitet ( der Ort heißt Lago da Pedra) und nicht hier in Bacabal.

Für mich war heute vorläufig der letzte Tag hier in Bacabal. Denn morgen  werde ich mit Frei Wagner und Assunção nach Caracol in den Süden vom Nachbarbundesland Piaui fahren. Frei Wagner hat mich eingeladen, der dort zu einem Treffen hinfährt, mitzukommen, um so mehr von Brasilien kennenzulernen.
Ich bin mal gespannt, wie es wird.

Bis dann,

Liebe Grüße,

Euer Fred