Jetzt bin ich
schon 12 Tage hier in Brasilien und habe schon viele Eindrücke von meinem
Geburtsort Bacabal gemacht.
Ich will euch nun von
den letzten 12 Tagen erzählen.
Ohne weitere
Probleme bin ich am 10.08 um 12 Uhr Ortszeit in São
Luis, nach einem Zwischenstopp in Rio de Janeiro, gelandet.
Dort hat mich dann Frei Wagner, der
Vize-Direktor von CONASA und so mein Chef, abgeholt. Nachdem ich ein bisschen
Geld gewechselt hatte und Frei (Bruder) Wagner ein paar Erledigungen für die
Schule gemacht hatte, haben wir uns auf den Weg nach Bacabal gemacht.
Frei Wagner |
Um euch eine Vorstellung von der Natur
im Nordosten Brasiliens zu machen, die ich auf der Fahrt betrachten durfte,
habe ich 2 Bilder gemacht:
Nach einer vierstündigen Fahrt sind
wir abends um 8 Uhr in Bacabal angekommen. Dort fuhr Frei Wagner mich direkt zu
meiner Gastfamilie und ich durfte den Lieben Senhor Jeremias, seine Frau Donna
Marilhene und meine Gastgeschwister Lucas, Thiago und Ruhama kennenlernen.
Den Tag darauf habe ich erst mal
ziemlich langsam begonnen. Ich habe ausgiebig ausgeschlafen und mich von den
Strapazen der Reise am Vortag und vor allem von der unglaublichen Hitze hier in
Brasilien (Es sind im Durchschnitt 32 Grad Celsius) erholt.
Abends, wo die
Temperatur etwas gesunken war, hat mir die Familie etwas von der Stadt gezeigt.
Wir waren auf einem der vielen Plätzen hier in Bacabal und sind dann zu einer
Brücke über dem Fluss Mearim, der durch die Stadt fließt, gegangen.
Dort hat mir dann Senhor Jeremias
erzählt, dass bei Hochwasser die nahestehenden Häuser immer überflutet werden
und die Bewohner dann flüchten müssten, um dann später nach dem Hochwasser ihre
Hütten wieder aufzubauen. Bei den Bewohner handelt es sich um ärmere Familien,
die sich mit dem Fischfang ihr Geld verdienen und sich wahrscheinlich keine
bessere und zentralere Lage in der Stadt leisten können, sodass das Ufer die
beste Wohnmöglichkeit für sie ist.
Am Sonntag, dem Tag danach, war in
Brasilien Vatertag. Um diesen Tag gemeinsam mit ihren Vater zu feiern, sind
noch 2 weitere Töchter von Senhor Jeremias mit ihren Familien zu einem leckeren
Mittagessen vorbeigekommen. Nachher habe ich mit den Enkeln von Senhor Jeremias
ein, zwei Stunden Fussball im Garten gespielt.
Am Abend durfte ich dann das erste Mal an
einer brasilianischen Messe teilnehmen.
Montag war mein erster Arbeitstag.
Nachdem mich Senhor Jeremias morgens um 7 Uhr zur Schule gefahren hat (der
Arbeitsweg ist so um 300m lang J ), habe ich also
dann zum ersten Mal die Schule betreten, in der ich im nächsten Jahr arbeiten
werde.
CONASA |
Der Schulalltag beginnt jeden Tag um 7
Uhr: Die Kinder stellen sich geordnet auf dem Schulhof hin und warten darauf,
dass sie von ihren Lehrerinnen abgeholt werden. Zudem gibt es jeden Montag vor
Beginn des Schulunterrichts ein gemeinsames Gebet, bevor es in die Klassenräume
geht.
Dort wurde ich dann auch der
Schulgemeinschaft vorgestellt.
In den Klassenräumen dann beschäftigen
sich die Kinder mit den üblichen Fächern wie Mathematik, Religion,
Naturwissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik sowie der Landessprache
Portugiesisch. Mein erster Arbeitstag sah dann so aus, wie auch in darauf
folgenden Tagen, dass ich eine Klasse der verschiedenen Stufen von den
Vorschulkindern bis zu den Fünftklässlern besucht habe und den Unterricht
beobachtet habe, um mir ein Bild vom Schulalltag machen zu können.
In den Pausen bin ich dann des Öfteren
auf dem Pausenhof geblieben und habe mit den Kindern Fußball oder Fangen
gespielt.
Der Schulhof |
Die Kinder hier sind sehr
aufgeschlossen und haben jetzt mittlerweile schon jede Schüchternheit verloren.
Zum Beispiel kommen sie jedes Mal angelaufen und wollen umarmt werden.
Jedoch kommen nicht alle Schulkinder
zur gleichen Zeit zur Grundschule, sondern kommt die erste Hälfte der circa 460
Schüler am Morgen zur Schule und hat bis 11:30 Unterricht. Darauf kommt dann am
Nachmittag um 13:00 die zweite Hälfte in die Schule und hat dann bis 17:30
Unterricht. Auch wechseln nachmittags die Lehrerinnen, sodass die Lehrerinnen
vom Morgen anderen Erledigungen nachgehen können. In gleicher Weise verläuft
der Schulunterricht in der Vorschule direkt neben der Grundschule sowie in den
Vorschulen der einzelnen Stadtteile.
Diese Teilung der Schüler wird
generell in Brasilien praktiziert.
Am Wochenende habe ich samstags mit meiner
Gastfamilie eine Messe besucht, in der ein Bruder aus dem hiesigen Konvent
seine feierliche Bekenntnis zum Leben in der Gemeinschaft der Franziskaner
abgegeben hat , die groß gefeiert wurde. Nach der Messe gab es dann auf dem
Kirchengelände ein kleines Fest mit Band, ein paar Speisen, Getränken und allen
anderen Sachen, die man dazu braucht.
Sonntags war ich dann in Vitorino
Freire, der Stadt, aus der meine Mutter stammt, um meine Großmutter zu
besuchen. Vitorino Freire ist nur eine Stunde entfernt von Bacabal, sodass ich
vielleicht öfters bei meiner Großmutter vorbeischauen werde.
Der Nachmittag in Vitorino hat sich
richtig gelohnt. Ich konnte meine Oma und meinen Onkel sowie meine Cousins
sehen, die auch dort waren. Wir haben über die alten Zeiten gesprochen und
einen leckeren Kuchen gegessen, den meine Oma extra für mich gebacken hatte.
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Ich, meine Großmutter und mein Cousin |
Leider war der Besuch viel zu kurz und
wir mussten wieder nach 3 Stunden nach Bacabal fahren.
Nachdem ich letzte Woche alle
Altersstufen ein bisschen kennengelernt hatte, fuhren wir, Frei Wagner und ich,
über den Montag und den Dienstag verteilt die anderen Vorschulen in der Stadt
besuchen, um auch so diese kennenzulernen.
Diese Vorschulen liegen in den etwas
ärmeren Stadtteilen, was ich auch der Fahrt zur jeder einzelnen Schule bemerkt
habe. Zum Beispiel liegt an den Straßenrändern mehr Müll als gewöhnlich.
Dort
wurde ich dann wieder den Klassen vorgestellt, wobei die Kinder erfuhren, dass
ich Fred bin, aus Deutschland komme und in nächster Zeit des Öfteren bei ihnen
im Unterricht mitmachen würde.
Jedoch blieben wir jedes Mal nicht allzu lange,
da ich auch die anderen Vorschulen kennenlernen sollte.
Da ich momentan hier zur Arbeit noch nicht allzu viel beileisten kann, da zu einem meine Sprachkenntnisse noch nicht die besten sind, hat Frei Eurico (der Direktor) veranlasst, dass ich Portugiesischunterricht erhalte, damit ich schneller in die Sprache reinkomme.
Der Beginn dieser Schulwoche war ein
bisschen kompliziert und stressig, da zu einem am Montag die gemeinsame Pumpe der Schule und des
danebenliegenden Bildungshauses CEFRAM, das auch ein Projekt der Franziskaner
ist, den Geist aufgegeben hat und gleichzeitig viel mehr Menschen Wasser auf
diesem Gelände brauchten.
Denn in Bacabal war ein Etappenstopp einer Rallye,
die durch die nördlichen Länder Brasiliens geht, und der Campingplatz der Rallye war auf dem Kirchengelände. Und
die Leute der Rallye nutzten die sanitären Anlagen des Bildungshauses CEFRAM,
sodass die Vorräte an Wasser schneller verbraucht wurden als es sonst geschehen
wäre.
Denn es ist oft so, dass Wasser in große Wasserspeicher gepumpt wird,
damit falls bei Ausfall der Wasserversorgung genügend Wasser vorrätig ist.
Da
dieser Vorrat schnell verbraucht wurde, musste Frei Wagner veranlassen, dass
die Kinder heute zu Hause blieben, da es sonst nicht genügend Wasser zum Trinken gegeben hätte.
Denn ein
Unterricht hier ohne Wasser ist unerträglich und ungesund.
Jedoch gab es auch einen positiven
Aspekt, dass die Fahrer der Rallye hier ihren Halt gemacht haben. Denn so wurde
der langweilige Schulalltag aus der Sicht der Kinder interessanter.
Die Kinder
durften nämlich eine Runde über den Zeltplatz machen und konnten die Fahrzeuge
der Rallye bestaunen und mit den Fahrern
selbst ein bisschen sprechen. Am Ende gab es dann sogar für jeden eine
Tüte mit leckeren Süßigkeiten, über die sich die Kinder sehr gefreut haben.
Die Route der Rallye |
Was mich hier momentan auch alltäglich
begleitet, sind die Wagen mit großen Lautsprechern, die dauernd die Werbeslogans
der einzelnen Kandidaten für die Wahlen im Oktober in Dauerschleife ablaufen
lassen. Auch hört man ständig abends die vielen Knalle der Feuerwerkskörper,
die zur Werbung der Kandidaten abgeschossen werden.
An das Essen hier, das ich schon kenne,
habe ich mich sehr schnell gewöhnt und bin sehr froh darüber, dass ich jeden
Tag leckeres wie Reis mit Bohnen und einen leckeren Fisch zum Mittagessen
bekomme. Auch ist die große Auswahl an verschiedenen frisch- gepressten Säften
ein Paradies des Genusses.
Also so waren meine ersten Tage hier
in Brasilien.
Liebe Grüße,
Fred